Radio LORA, München
Markus Hiereth
© Markus Hiereth
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09.05.2014

Spektrum, 08.05.2014 17-18 Uhr
ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR AUF DEM LAND


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Sendungseröffnung

Nicht gerade vom Land im eigentlichen Sinne, sondern vom ersten S-Bahnhalt im Landkreis Freising, kommen Überlegungen wie diese
xa0006 Ich wohne halt abseits, auf dem Dorf und der Bus geht relativ selten. Also muss ich entweder mit dem Radl oder mit dem Auto zur nächsten S-Bahnstation.
Parkplätze gibt es in Eching gleich neben dem Bahnsteig. Ein Bushalt ist ebenfalls da, doch scheinbar läßt er eher ans Warten denken als an eine Dienstleistung namens "öffentlicher Personennahverkehr"
xb0039 Also ich würde wahrscheinlich nicht umsteigen. Weil die S-Bahn oft Verspätung hat. Dann verpasst man den Bus. Dann müsste man eine Stunde auf den nächsten warten. Da fahre ich lieber gleich mit dem Auto.
Anders entscheidet eine Frau am Haltestellenschild. Sie ist zwischen München und Kranzberg unterwegs.
xd0204 Wir haben schon zwei Autos. Wir haben zwei erwachsene Kinder in der Ausbildung. Die brauchen die Autos. Jetzt müsste ich mir ein drittes Auto zulegen,..
um nur eine Viertelstunde schneller zu sein, was gegen Steuer und Versicherung abzuwägen ist. Bei einem 16jährigen liegt das noch nicht an. Aufstehen wegen der Schule muss ja sein, doch der eine Bus, der samstags fährt, liegt zu einem entspannten Wochenende deutlich quer.
xe0010 Da fährt halt ein Bus in der Frühe um 8 nach Freising. Ich brauche einen Bus, der später ist, weil 8 ist mir einfach zu früh.
Und mit ihrer einen Rückfahrt kommen die Fahrplanmacher bei Älteren ebensowenig an.
xf0028 Die Leute beschweren sich schon alle. Einmal im Monat ist der lange Samstag. Da könnte er auch mal abends heimfahren.
Um Mobilität im ländlichen Raum geht nun auf LORA München: Inwiefern gewährleistet sie das derzeitige Regionalbusnetz? Unterschiede zwischen den acht Landkreisen im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund gibt es offenbar. Zögen attraktivere Angebote mehr Fahrgäste an? Welche betrieblichen Verbesserung ermöglichen die Kommunikationmittel unserer Zeit? Einschätzungen dazu habe ich in diese Sendung gepackt. Kurz auf Takt bringen möchte ich Sie mit Grace Jones, bei der es ohne Zweifel die schärfsten Fahrpläne gäb: Slave to the rhythm. Am Mikrofon begrüßt Sie Markus Hiereth.
Grace Jones (1985) Slave to the rhythm
Im März wählten die Bayern Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte. Am Freisinger Bahnhof haben die Liberalen ein Plakat "Bus nach Freising - Endlich auch am Wochenende" vergessen. Ausführlich im Programm forderte die dortige ÖDP den Linienverkehr neu aufzustellen. Der Energiewendeverein Starnberg berechnete, dass in seinem Landkreis jährlich 300 bis 500 Millionen Euro für Treibstoff ausgegeben werde, also abfließen. Zugleich werde an Wegen für Radler und Fußgänger gespart. Seinem Kreistag attestiert der Verein immerhin, er habe sich noch kurz vor der Wahl um einen flächendeckend getakteten Busverkehr gekümmert. Einer seiner ersten Vorschläge war, dass sich ein Mitarbeiter im Landratsamt allein der Nahverkehrs-Entwicklung widme. Vorbild war der Nachbarlandkreis. Im Landratsamt Fürstenfeldbruck existiert eine Stabsstelle öffentlicher Personennahverkehr. Deren Wirken skizzierte mir ihr Leiter, Hermann Seifert im Gespräch./div>
hs2202 Zuallererst sind wir Ansprechpartner von Bürgern, von Kommunen, Gemeinden und Städten. Wir planen, entwickeln Konzepte [...] und überlegen, was sinnvoll wäre. Wenn es dann so weit ist, dass man mit den Politikern in den Ausschüssen bestimmte Projekte abgesprochen hat, dann geht es zum MVV. Der erstellt Detailfahrpläne. Wenn wir so weit sind, gehen wir in die Ausschüsse. Dann stellt sich die Frage, ist es nur eine geringfügige Anpassung oder ist es eine neue Linie, muss man sie ausschreiben. hs2258 Diese ganzen Wechselwirkungen laufen hier zusammen. Was hier auch zusammenläuft sind Umleitungen, wenn irgendwo eine Baumaßnahme ist. Unser Vorteil ist, dass wir direkt dem Landrat unterstellt sind. Wir sparen und Zeit und Wege und sind in der Lage, schnell auf Entwicklungen zu reagieren./div>
Fragen, wie und wann man im Kreis Fürstenfeldbruck ohne privates Fahrzeug von A nach B gelangen kann, sind insofern bei Hermann Seifert richtig adressiert. Die Angebote sind Umsetzung einer mittelfristigen Planung, das entsprechende Dokument nennt sich "Nahverkehrsplan" und darin ...
hs0025 ... wird festgestellt, was eine ausreichende Verkehrsbedienung ist. [...] hs0045 [...] und auf der Basis kommen die Planungen im Feinbereich. Eine Buslinie, ein Anrufsammeltaxi, welcher Takt, welche Richtung, welche Fahrzeuge.
Den 2007er Nahverkehrsplan findet man auf der Homepage des Landkreises Fürstenfeldbruck. Auch die Stadt Freising und der Landkreis München haben ihre Nahverkehrspläne im Internet hinterlegt. Hermann Seifert über die in seinem Landkreis in den letzten sieben Jahren erreichten Ziele:
hs0134 Wir sind eigentlich zweigeteilt. Wir haben verdichteten städtischen Bereich im Osten und einen mit Abstrichen ländlich geprägten Raum westlich von der Kreisstadt Fürstenfeldbruck. Gleichzeitig haben wir drei S-Bahnlinien, das heißt, wir müssen großen Wert legen auf sogenannte Tangentialverbindungen. Es ist die S3, S4 und S8. Dazwischen bewegt sich Taktbild, das wir anbieten wollen. Ein 20 Minutentakt. Man überlegt, in bestimmten Fällen auf einen 15 Minutentakt zu gehen. Um westlichen, ländlichen Bereich möchte man 40 Minuten, unter Umständen auch 30 Minuten. mh0235 Das sind die Ziele und der Ist-Zustand ist, dass man doch Lücken hat. hs0241 Im östlichen Bereich ist es recht gut umgesetzt. Lücken vielleicht am Abend, 20-Minuten-Takt bis 20, 21 Uhr. Samstag, Sonntag. Im westlichen Bereich gibt es noch ein paar Lücken. [...] hs0314 [...] da ist man bestrebt, im Laufe der nächsten Jahre durchgehenden Takt anbieten zu können.
mh0411 Wir haben uns über Zeit nach 2007 unterhalten. War das vorher außerhalb des MVV? hs0426 Integriert sind die Regionalbusse schon seit den 70er Jahren. Was man in den 90ern gemacht hat: Verstärkt Schülerverkehre zu integrieren. Das hat Boom gebracht für die Angebotsdichte vor dem Hintergrund dass man gesagt hat, Fahrzeuge im Schülerverkehr könnten auch von anderen Fahrgästen genutzt werden. Und wenn die Fahrzeuge vorhanden sind, können die auch am Vormittag und Nachmittag fahren. hs0459 Man hat aus Kostengründen gesagt, wir decken mit dem gleichen Fahrzeug Schülerverkehr und ÖPNV ab. Reine Schülerverkehre integriert in den MVV. Da haben wir mittlerweile gegenüber 1995/96 mehr als verdreifacht.

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Öffentlicher Personennahverkehr auch abends und am Wochenende

mh0632 Wie schaffen sie es am Wochenende, Angebot aufzulegen? hs0642 Wir haben 1998, das war ein Agenda 21-Projekt, ein Sammeltaxisystem einzurichten. Mittlerweile sind wir flächendeckend mit diesem AST unterwegs. Das AST setzt ein Montag bis Freitag 19h30 bis die ersten Busse wieder starten. Und fährt Samstag, Sonntag, Feiertag den ganzen Tag. Wir haben rund um die Uhr ÖPNV. Einziger Nachteil, man muss vorher anrufen. In der Stadt Fürstenfeldbruck reichen 30 Minuten, in der Fläche 60 Minuten. Dann haben Sie Grundtakt von 60 Minuten. Am Abend S-Bahn-bezogen sogar alle 20 Minuten.
mh1021 Wenn sie Angebot ausbauen, was ist ihre Orientierung. Der Kostendeckungsgrad, den sie einhalten wollen. Wie hoch liegt der eigentlich? hs1035 Momentan, für das Jahr 2014, den geplanten Haushalt, bewegen wir uns bei nicht ganz 70 Prozent. Ansonsten versuchen wir uns nicht zu übernehmen. Aber auch nicht zu stagnieren. Das ganze ist Schritt für Schritt. Wir bauen aus, dann kommt innerhalb von zwei, drei Jahren eine Reaktion der Fahrgäste, die ist in der Regel positiv. Wir haben dann mehr Fahrgeldeinnahmen und mit den Einnahmen veringern wir das Defizit. Damit haben wir die Möglichkeit, das Angebot auszuweiten. hs1123 Was ein ganz wichtiger Faktor ist, sind die Gemeinden und Städte im Landkreis. Die beteiligen sich bei Innerorts-Verkehren stark an unserem System, ordern auch entsprechende Verkehre. Mit der Unterstützung haben wir in den letzten zwei, drei Jahren deutliche Ausweitungen vornehmen können.
mh1146 Gibt es auch Zahlen zur Entwicklung des Individualverkehrs? Ist der Zuwachs [da], weil die Bevölkerungsdichte immer höher wird oder ob Leute das Auto stehen lassen. hs1219 Wir haben keine Wanderbewegungen vom PKW zum Bus. Was wir liefern können ist eine Studie "Mobil in Deutschland" Da sieht es so aus, dass mindesten 30 Prozent im Landkreis den ÖPNV mindestens einmal pro Woche nutzen. Das ist im Bundesvergleich für einen Landkreis wie Fürstenfeldbruck eine ziemliche Spitzenstellung. Es ist verbesserungsbedürftig, aber erkennbar, dass ein ausreichendes Angebot dazu führt, dass der ÖPNV stärker genutzt wird.
So weit Hermann Seifert, Leiter der Stabsstelle Öffentlicher Personennahverkehr im Kreis Fürstenfeldbruck.
Senderkennung - Lora ist Freiheit on air
Als ich mit der S4 zu dem Termin in Fürstenfeldbruck unterwegs war, fielen an etlichen Stationen die auf Umsteiger wartenden grün-weiß-blauen Busse des MVV auf. Auch in Eching halten zwei Buslinien. Doch wenn am Feierabend eine S1 aus München hält, eilen doch mehr Aussteigende in Richtung Auto als zum Haltestellenschild. Ich sprach mit einigen, was ihnen beim Weg von und zur Arbeit wichtig ist.
xa0006 Ich wohne halt abseits, auf dem Dorf und der Bus geht relativ selten. Amperpettenbach. Einzelne Male, aber nicht oft. mh0024 Wenn es jetzt einen Halbstundentakt gäb', wäre das eine neue Überlegung wert? xa0031 Das kommt darauf an, wie das mit S-Bahn-Ankunfts- oder -Abfahrtszeiten zusammenpasst. Wenn nicht Riesenwartezeiten entstehen, dass ich im Winter zwanzig Minuten draußen rumstehe, dann wäre es eine Überlegung wert. Ansonsten. Mit dem Auto [...] geht man trotzdem noch Einkaufen, Getränke oder sowas. Da muss man oft mit dem Auto fahren. mh0057 Vom Geld her: Rechnen Sie, was der Kilometer mit dem Auto kostet? Und ob Ihre Karten mitgelten tät und derlei? xa0106 Rechne nicht durch. Ich habe jetzt Autogas, da kostet es ungefähr die Hälfte. Wegen den sechs, sieben Kilometer rechne ich da nicht nach.
xb0004 Ich fahre jetzt ins nächste Dorf, das ist fünf Kilometer entfernt, da fahre ich mit dem Auto hin. mh0009 Ab und zu geht ja ein Bus. Haben Sie den Fahrplan mal angeschaut? xb0015 Ich habe den Fahrplan ehrlich gesagt noch nie angeschaut, weil der Bus so unregelmäßig fährt. Ich weiß gar nicht, ob der einmal in der Stunde fährt. mh0033 Würden Sie umsteigen, wenn man den Fahrplan im Kopf hätte und wenn der abgestimmt wäre mit der S-Bahn? xb0039 Also ich würde wahrscheinlich nicht umsteigen. Erstens ist die Bushaltestelle ein Stück von zu Hause entfernt. Da gehe ich auch nochmal fast 10 Minuten. Das ist mit dem Auto einfach praktischer. Weil die S-Bahn oft Verspätung hat. Dann verpasst man den Bus. Dann müsste man eine Stunde auf den nächsten warten. Da fahre ich lieber gleich mit dem Auto.
mh0008 Sie wollen heimfahren. Finden Sie Ihr Ziel auf dem Busplan? xc0008 Ja. mh0009 Was wäre das? xc0010 Kirchdorf. mh0014 Also richtig weit weg. Wenn der Bus öfter ginge, wäre das für Sie eine Möglichkeit? xc0021 Zu den nötigen Zeiten, wieso nicht? mh0024 Wie schaut das aus in der Frühe. Wann passt es, wann nicht? xc0032 Ich muss um halb 8 in München an der Donnersbergerbrücke anfangen zu arbeiten. Weiß ich nicht, wann ich da losfahren müsste. mh0040 Haben Sie es einmal ausprobiert? xc0041 Nein. [Bin] unabhängiger, wenn ich doch mal früher aus habe. mh0056 Und der Fahrplan. Wie wäre es, wenn es ein Taktfahrplan wäre. Wenn man die Minuten im Kopf hätte, wenn das zusammenspielen würde? xc0103 So wie mit der S-Bahn halt.
In dieselbe Richtung, aber nicht ganz so weit ging es für eine Frau an der Haltestelle Eching-Süd. Ihr Bus, Linie 695, Abfahrt U-Bahnhalt Garching-Hochbrück, Ziel Allershausen, würde in ein paar Minuten aufkreuzen.
xd0007 Ich bin am Marienplatz eingestiegen und fahre mit dem Bus jetzt bis Kranzberg. Werde dann abgeholt von meinem Mann und fahre dann noch weiter. mh0019 Wie ist denn der Fahrplan? xd0025 So stündlich. Wenn ich einen Bus versäume, muss ich eine Stunde warten. mh0030 Passt das mit der Arbeitszeit zusammen? xd0036 Also ich habe eine feste Arbeitszeit. Es passt nicht zusammen, weil der Busfahrplan sich nicht geändert hat im Gegensatz zur U-Bahn, U6, die sich ja im Winterfahrplan geändert hat um fünf Minuten. Normalerweise bin ich bis Garching-Hochbrück gefahren. Das ist nicht möglich, weil der Bus nicht angepasst worden ist. Jetzt würde ich den Bus nicht mehr erwischen. mh0105 Jetzt sind Sie länger unterwegs? xd0108 Nein. Unsicherer, weil die S-Bahn nicht so zuverlässig ist wie die U-Bahn. mh0150 Ich habe vorher jungen Mann gesprochen, der sagte, wäre gar keine Option. Der fährt gern Auto. Wie ist es bei ihnen? xd0204 Mit dem Auto könnte ich auch fahren. Aber es wäre unsinnig. Wir haben schon zwei Autos. Wir haben zwei erwachsene Kinder in der Ausbildung. Die brauchen die Autos. Jetzt müsste ich mir ein drittes Auto zulegen. Ich bin früher schon mit dem Auto gefahren. Also eine Viertelstunde länger bin ich jetzt mit dem Bus unterwegs. Das ist jetzt nicht die Welt. Wegen 15 Minuten ein drittes Auto anschaffen. Für mich ist das so ziemlich gleich. mh0254 Wenn sie überlegen, in welche Richtung man in Kranzberg fahren kann: Die wichtigen Ziele, sind die abgedeckt? xd0305 Ja, doch. Weil nach Freising gehen einige Busse. Nicht vielleicht direkt. Da muss man eine Ortschaft weiter, von Eberspoint weg. Aber man kann Freising oder hier Eching fahren. Das ist eigentlich das Hauptziel. In Freising hat man ja den Zug, dann kann man sich heraussuchen, ob man nach München, Landshut oder Freising will. Da haben wir Glück in Kranzberg. mh0337 Sind sie da hingezogen oder schon immer dort? xd0338 Schon immer daher.
Das Dort-Aufgewachsensein hält - diese Vermutung erlaube ich mir - die Ansprüche an den öffentlichen Nahverkehr kurz. Die elektronische Fahrplanauskunft wirft bloß vier Verbindungen von Kranzberg aus. Drei vor halb acht Uhr morgens und eine abends; mit Ankunft in Freising um zwanzig vor Zehn.
Die Pendlerin am S-Bahnhof Eching hatte erwähnt, dass ihr Mann sie in Kranzberg vom Bus abholen werde. Mit dem ersten Familienauto. Das zweite bräuchten die Kinder. Sich für die eigene Fahrt nach München ein drittes anzuschaffen, kam ihr widersinnig vor, denn dann arbeitete sie ja eher für diesen Wagen als für das eigene Einkommen. Von solchen Gegebenheiten ging der Freisinger Kreisverband der Ökologisch-Demokratische Partei aus, weswegen er zur Kreistagswahl im März mit der Forderung einer grundlegenden Überarbeitung des Landkreis-Busverkehrs antrat. Ulrich Vogl ist ödp-Kreisvorsitzender, Stadtrat in Freising und tritt für einen natur- und ressourcenschonenden Verkehr ein.
uv0026 Momentan ist es leider so, dass jede Familie, die nicht direkt an der Bahn wohnt, zwei bis drei Autos benötigt. Die müssen fahrbereit gehalten werden, erzeugen hohe Kosten. Und führen dann aber, da sie oft im Stau stehen, wenn die Leute ihre Kinder in die Schule oder selber zum Büro fahren, auch zu Frust. Es ist kein erquickendes Gefühl, jeden Tag im Stau oder langsamfahrenden Verkehr zu fahren. uv0112 Und deswegen kommt ein gewisses Bedürfnis auf bei der Bevölkerung, wieso werden wir, bloß weil wir 10, 15 Kilometer außerhalb von der Kreisstadt wohnen, so schlecht mit ÖPNV bedient? uv0133 Wieso gibt es nicht die Möglichkeit, dass der Landkreis als Aufwandsträger hier mal ein sehr innovatives Konzept umsetzt und dafür sorgt, dass wir ähnlich gut versorgt werden wie es andere seit Jahrzehnten bekommen?
mh0156 Ich denke an einen Aspekt, dass Autofahren nicht jedermanns Beschäftigung sein kann. Welchen Gruppen möchten Sie helfen? uv0212 Wenn man anschaut, was heute die meisten Autofahrten verursacht: Es ist normal geworden, dass Kinder mit dem Auto in die Schule gefahren werden. Das war zu meiner Zeit, vor 20 Jahren nicht normal. Da ist man mit Bus oder Fahrrad gefahren. Heute fährt man selbst Kurzstrecken mit dem Auto, weil Alternativen fehlen. uv0235 Dann ist es so, dass sich die Arbeitsplätze auf die Innenstadt oder stadtnahe Gebiete konzentrieren, so dass viele Bürgerinnen und Bürger tatsächlich gezwungen sind, das Auto zu benutzen um in die Stadt reinzukommen.
mh0254 Es gibt 20 Buslinien, die hier ein Netz aufbauen. uv0258 Ja es gibt 20 Buslinien. Viele verkehren ein, zwei oder dreimal täglich. Früh, mittag, nachmittag. Sie verkehren auf unterschiedlichen Routen. Einmal wird die, einmal eine andere Ortschaft bedient. Sie sind relativ langsam, weil sie im städtischen Verkehr an den Ampeln mit im Stau stehen. Und sie bedienen auch nicht vorrangig die Systemhaltepunkte. Die sind natürlich die Bahnhöfe an der Bahnlinie 930 München - Landshut. Aber auch die Bahnlinie 920 Pfaffenhofen - Dachau, die mit dem München-Nürnberg-Express sehr interessante Haltepunkte hat. uv0404 Also ich glaube, ein Bussystem, was man heute designen würde, wäre sehr stark darauf aus, nicht nur in die Zentren, sondern auch zu den Systemhaltepunkten an den schnellen Bahnlinien zu befördern.

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Verlässliche und schnelle Beförderung per Bus gefordert

mh0416 Wie beurteilen Sie die Verkehrsplanung, die kontinuierlich geleistet wird? Wenn man sich die Kreistagsarbeit anschaut, ist es so, dass über jede Buslinie, jede Fahrt schon fast diskutiert wird. Ob es die braucht. Oft ist es schön, da wird eine Fahrt gebraucht, dann wird die eingerichtet. Sie machen großen Vorschlag und denken, dass eigentlich alle Linien anders geführt sein müssten, in Takt sein müssten. Da gehört ja schon Zuversicht dazu, dass man das besser kann. uv0513 Zunächst will ich die Arbeit meiner Kollegen im Kreistag nicht kommentieren. Es ist kein einfaches Problem, das hinzubekommen. Andererseits haben wir tatsächlich damit angefangen, den Bestand zu analysieren und sind daraufgekommen, dass 40 Prozent der Fläche nicht oder ganz schlecht mit Nahverkehr versorgt werden. Schlecht bedeutet, vereinzelte Fahrten am Tag, aber keinen Takt. Zu beliebigen Zeitpunkten fahren einzelne Busse. uf0550 Wo wollen wir hin? Wir wollen, dass die Leute das Bussystem später nutzen. Da gibt es einige Voraussetzungen. Erstens muss ich sie regelmäßig fahren lassen. Es reicht nicht, wenn alle drei Stunden ein Bus fährt. Der muss mindestens stündlich fahren. Und im Berufsverkehr sogar halbstündlich. Er muss schnell sein. Er darf nicht eine halbe oder dreiviertelstunde brauchen, bis er mich zum Bahnhof bringt. Das muss in 10, 15 Minuten erfolgen. uv0629 Schnell sein heißt aber auch, dass ich mich um die Infrastruktur kümmern muss. Der Bus muss mindestens so schnell sein wie andere Verkehrsteilnehmer. In gewisssen Dingen vielleicht sogar Vorteil bietet. Ich denke an intelligente Ampelvernetzung, an spezielle Spuren, Straßenverbindungen, die ertüchtigt werden, dass sie der Bus nutzen kann. Dann denke ich an die Kinder und Jugendlichen, die in der Frühe in die Schule müssen, zu Sportvereinen, auch zu Freunden. Auch dafür muss es Alternativen geben. Das ist eine große Gruppe, die mit anderem Mobilitätsverhalten heranwächst. uv0720 Junge Leute tendieren gar nicht mehr so zum eigenen Auto. Ich glaube, wenn man da 10 Jahre zurückgeht, ins Kind- oder Jugendlichen-Alter, und kümmert sich darum, dass es zur Normalität wird, dass Kinder und Jugendliche den öffentlichen Personennahverkehr nutzen, dann können wir an der Stelle gute Vorarbeit leisten. Wir schlagen konkret vor, für Kinder und Jugendliche die Beförderung kostenlos zu machen. Das ist eine Investition in die Zukunft, die wird ihre Wirkung sicher nicht verfehlen.
Es liegt auf der Hand, dass die Qualität des Personennahverkehrs mit der Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel und Linien steht und fällt. Wenn beispielsweise ein Regionalbus von Fahrenzhausen nach Moosburg in Allershausen, Palzing, Zolling und Haag auf andere Busse trifft und mit ihnen Fahrgäste tauscht, mutet das ein wenig wie Hexerei an. Doch Ulrich Vogl meint, zum zeitgleichen Erreichen sogenannter Systemhaltestellen brauche es keine höhere Mathematik.
uv1212 Es ist im wesentlichen Excel und das Summieren von Fahrzeiten und vielleicht noch ein bisschen das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten. Die Fahrzeit wird einer gewissen Wahrscheinlichkeitsverteilung unterliegen. Aber im wesentlichen geht es darum, [...] dass die Streuung der Fahrzeiten möglichst gering sein soll. Wenn sie das schaffen, können Sie Systemhaltestellen einrichten. Nämlich dort, wo sich zwei oder mehrere Linien treffen. Das sieht man schön in München, sind die Umsteigeverbindungen am gleichen Bahnsteig. Am Innsbrucker Ring oder am Scheidplatz, wo die U-Bahnen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zur gleichen Zeit einfahren. Dann steige ich von der einen in die andere um. uv1323 Das ist im Straßenverkehr bei den Bussen etwas komplizierter, aber sie können es auch hinbekommen, wenn sie mit Linienbeschleunigung arbeiten.
mh0929 Sie sagten, der Bus muss schnell gehen. Ich habe die Landkreisstraßen als unbeampelte Straßen vor mir. Macht das das Kraut fett? uv0947 Problematisch wird es, wenn der Bus dort hinfährt, wo die anderen Verkehrsteilnehmer im Stau stehen. Wenn die nach Freising, Neufahrn, in die größeren Orte fahren und das ganze zu den Stoßzeiten, dann stehen sie halt. uv1021 Da ist es eben wichtig, die Ergebnisse, die München seit langer Zeit erfolgreich erprobt hat, nämlich Beschleunigung, nämlich, dadurch, dass die Ampeln auf grün gehen, wenn sie ein öffentliches Verkehrsmittel nähert. Das wäre wichtig, dass man das in die Stauzentren unseres Landkreises überträgt. Die städtischen Busse haben diese Beschleunigung bereits. Die Ampeln gehen auf grün, bis der Bus diese Kreuzung passiert hat. Das müsste man auf die Landkreisbusse ausdehnen. Auch die Busse müssen damit ausgestattet werden, dass sie diese Ampelanlagen ansteuern. uv1124 Es gibt aber auch im Landkreis noch Ampelanlagen, an Bundesstraßen, in Gemeinden. Da wäre es wichtig, dass man schnell in die richtige Richtung geht.
Seitens eines Verkehrsplanungsbüros wurden Eching und Neufahrn derartige Mittel nahegelegt. Denn für Bürger dieser Gemeinden und Beschäftigte im gemeinsamen Industriegebiet zählt die Verbindung zur U6 viel. Zwar verkehrt der Bus 690 bereits zwischen Eching und der Endstation Garching-Forschungsgelände. Doch für Echinger ist diese Linie nicht gerade attraktiv - aus fünf Kilometern Luftlinie wird dank 18 Haltestellen und Umweg über Neufahrn eine vierzigminütige Schaukelei. Der Betrieb als Ringlinie löste das Problem. Mit ihr erreichte der Fahrgast die jeweilige Nachbargemeinde direkt und nicht über's Eck. Problem dabei: Es wären noch weitere Haltestellen, nämlich am direkten Weg zwischen Eching und Garching, zu bedienen. Gleichzeitig soll es bei nur vier eingesetzten Bussen bleiben. Daher müssten diese zügiger und mit weniger Zickzack in den Orten unterwegs sein. Hier sparte in Neufahrn der Jahnweg zwei Ampeln und einen halben Kilometer Strecke ein. Doch der Neufahrner Gemeinderat lehnte die Route mit Verweis auf die am Jahnweg liegende Grundschule ab.

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Hemmnisse bei der Überlarbeitung des Linienweges

Statistisch gesehen befremdet es schon, dass ein alle zehn Minuten daherkommender Bus Schülerinnen und Schüler gefährden soll, jedoch die viel zahlreicheren Autos, an deren Steuer morgens und mittags vielleicht ungeduldige Väter und Mütter sind, in Hinblick auf Unfallgeschehen kein Thema sind. Dass die Neufahrner Polizei in den letzten zwei Jahren nicht einen einzigen Unfall zwischen einem Linienbus und einem Fußgänger verzeichnete, stützt diese Sicht. Möglicherweise gab der Gemeinderat sein Votum auch zu Gunsten der Parkenden ab. Wenn sich Verkehr und Gegenverkehr auf dem Jahnweg nicht gegenseitig behindern sollen, hieße das, mit dem Parken am nördlichen Straßenrand wäre es aus. Von Ort und Stelle wägt eine junge Neufahrnerin folgendermaßen ab:
gk0000 In dem Fall müssten halt die Autos, die hier parken, woanders parken. Ich finde, in den Seitenstraßen ginge das auch, ich denke Parkplatzmangel haben wir hier sowieso nicht. gk0055 Gut, jetzt werden sich die Leute aufregen, die hier nicht parken dürfen. Mit sowas muss man natürlich rechnen. Letztendlich ist es ein Vorteil, dann können zwei Autos durchfahren. Wenn jetzt ein Auto durchfahren will und ein Auto hat geparkt, dann müsste trotzdem eine Seite stehen bleiben und halten, bis die andere durchgefahren ist. Also im Prinzip hat das nur Vorteile. Für die Autofahrer und die Leute, die mit dem Bus unterwegs sind.[...] mh0131 Welche Rolle spielt der Bus 690. gk0133 Also der 690er nach Eching, damit fahre ich heim vom Bahnhof aus. Mit dem 690 in Richtung Garching-Forschungszentrum fahre ich in die Weiterbildung. Und dann fahre ich halt mit der U-Bahn weiter. Montag bis Freitag fahre ich eigentlich täglich mit dem 690-Bus. mh0156 Ein Punkt ... [Motorrad fährt unter Vollgas vorbei] ... ist Gefährdung von Schülern und Kindergartenkindern. gk0215 Da würde ich vielleicht mal eine Geschwindigkeitsbegrenzung ... mh0219 Na, die gibt es schon... gk0226 Vielleicht sollte man hier ein Radar oder irgendwas anbringen. Das die Polizei halt diese Leute erwischt. Dass die halt verstehen, dass dies hier ein Schulweg ist. Es sind ja auch Schilder aufgestellt. Trotzdem halten sich viele nicht an die Regeln. Vielleicht würde die Strenge ein bisschen mehr bringen. Dass die Leute endlich verstehen, dass man hier nicht so schnell fahren darf.
Es ist beachtlich, was hier am Jahnweg an Konflikten rund um den Straßenraum erblüht, weil eine Buslinie effizienter betrieben werden soll. Respektabel sind allerdings auch die Kosten für Ampelsteuerungen, neue Haltestellen und Fahrzeugausstattung. Die Gemeinde Eching geht von 700000 Euro aus. Womit das zentrale Problem eines attraktiveren Personennahverkehrs angesprochen ist, die Finanzierung. Landkreise und Kommunen schieben vielfach Schulden vor sich her und nun wird noch gefordert, der auf Betriebskosten-Zuschüsse angewiesene Busverkehr möge ausgeweitet werden. Ulrich Vogl, ödp-Kreisvorsitzender und Mitautor des Landkreisbus-Ausbauplans:
uv2048 Wir haben das tatsächlich nachgerechnet. Das ging auch gut, weil ich persönlich auch seit einigen Jahren im Aufsichtsrat des städtischen Busunternehmens sitze und dadurch Erfahrungen habe, wie das zu kalkulieren ist. Insgesamt wären unsere 15 beschleunigten Linien mit 26 Bussen ganztags zu bedienen. Und zusätzlich, wo wir den Halbstundentakt wollen, 15 weitere Busse. Die Kosten für den Landkreis wären brutto 7 Millionen Euro. uv2120 Jetzt kann man allerdings davon ausgehen, dass so ein Netz, wenn es akzeptiert wird, 60% Fahrpreiserlöse bringt. Das heißt, 60% dieser 7 Millionen kommen wieder zurück. Das ist keine unrealistische Zahl. Ich möchte nur daran erinnern, dass in Großstädten aber auch in einer Stadt wie Freising 70% durch Fahrpreiserlöse zurückkommen. uv2148 Dann verbliebe beim Landkreis in jährliches Defizit von 2,8 Millionen Euro mit diesem neuen Busnetz. uv2225 Das bestehende Netz, das wesentlich weniger Verkehrsleistung bringt, weite Kreise außen vor lässt, das kostet heute schon zwei Millionen Euro. Mit 800000 Euro zusätzlich pro Jahr oder fünf Euro pro Einwohner könnte man das ÖPNV-Angebot hier von Grund aus modernisieren und erneuern und dazu bringen, dass viele neue Fahrgäste gefunden werden.
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Kunden gewinnen und / oder Kasse schützen

Im Münchner Verkehr- und Tarifverbund arbeiten München und die Landkreise zusammen. Er kümmert sich um das Liniennetz, erhebt Fahrgastzahlen, rechnet durch, welche Fahrpreise verlangt werden müssten und beauftragt Verkehrsunternehmen. Seine Gesellschafter beschließen Tariferhöhungen und die Landkreise bezahlen letztlich auch die Differenz zwischen den Kosten für den Betrieb einer Linie und den Einnahmen. Insofern liegt nahe, mit dem MVV über den aktuell angebotenen Nahverkehr und über Optionen zum Ausbau zu sprechen. Im MVV ist Robert Scheubeck für die Landkreise Freising und Dachau zuständig. 17Er könne generell mit dem Freisinger Regionalbusnetz nicht unzufrieden sein und weist auf die Grundlage des Betriebes hin.
rs1940 Unzufrieden kann man so nicht sagen. Ich bin immer froh, wenn mehr Geld da ist. Aber es ist auch unsere Aufgabe, dass die Mittel, die vorhanden sind, möglichst effektiv eingesetzt werden. Dieser Aufgabe gehen wir nach. Wir haben aber eigentlich jährlich für den Landkreis Freising neue Fahrtangebote. Da tut sich schon was.
Ein Blick in die Protokolle des Freisinger Kreistags oder auf einzelne Fahrpläne bestätigt das. Zuletzt wurden zusätzliche Linienbusfahrten für 250000 Euro bestellt. Trotzdem ein paar Vergleichszahlen: Der Landkreis Fürstenfeldbruck organisiert für 6,1 Millionen Euro mit 87 Bussen sowie Anruftaxis sieben Tage die Woche und rund um die Uhr den ÖPNV und gleicht eine Deckungslücke von 3,8 Millionen aus. Die Freisinger ÖDP erklärt, für 7 Millionen Euro pro Jahr könnten 26 beziehungsweise 41 Busse ebenfalls sieben Tage die Woche fahren und die öffentliche Hand hätte dafür 2,8 Millionen Euro aufzuwenden. Das derzeitige Freisinger Angebot erbringen 70 Busse, es kostet 8,1 Millionen und wird vom Landkreis Freising mit jährlich 2,4 Millionen Euro bezuschusst. 3,6 Millionen Euro ist dem Landkreis 2014 der Neu-, Aus- und Umbau seiner Straßen wert. Den Unterhalt Kreisstraße veranschlagt man in Fürstenfeldbruck mit 3000 Euro pro Kilometer und Jahr.
mh0623 Wenn man sich Fahrpläne anschaut, dann stellt man fest, dass man zu gewissen Tageszeiten überhaupt nicht wegkommt, man müsste sich es aufschreiben, wann. Das stimuliert nicht die Nachfrage. rs0536 Sie müssen das Fahrgastpotential sehen. In stadtnahen Bereichen gutes S-Bahn und Busangebot. In den dünner besiedelten Räumen ist das natürlich nicht möglich. Da richten wir uns stark auf die Bedürfnisse des Schülerverkehrs. Das ist für uns die wichtigste Fahrgastgruppe. Daher kommt es natürlich auch, dass die Abfahrtszeiten nicht unbedingt gut merkbar sind, weil sie auf die Schulen abgestimmt sind.
Notgedrungen nehmen es am Freisinger Bahnhof auf ihren Bus wartende Allershausener hin, dass die Buslinie 619 mit einer einzigen Hin- und Rückfahrt über die Einteilung eines Samstag bestimmt. Ein Schüler, der zur Abfahrtszeit des Busses in Richtung Freising meint.
xe0010 Eigentlich ein bisserl früh. Weil ich in Allershausen wohne. Da fährt halt ein Bus in der Frühe um 8 nach Freising. Ich brauche einen Bus, der später ist, weil 8 ist mir einfach zu früh. So früh stehe ich halt nicht auf. mh0103 Allershausen ist aber nicht ganz klein. xe0106 Unter der Woche geht es. Am Wochenende ist es blöd. Weil Sonntags gar kein Bus fährt. Am Samstag einer. Das ist wenig. Ich muss halt immer jemand suchen, der mich nach Freising fährt. Meine Eltern haben auch nicht jeden Tag Zeit deswegen. mh0146 Ist das Busangebot direkt so dünn, dass es schon zum Abgewöhnen ist? Dass man sagt, 'Bin froh, wenn ich ihn nicht mehr brauch.'? xe0155 Unter der Woche geht es, weil ich eh in Freising auf die Schule gehe. Dann bin ich immer in der Schule. Dann kann ich nach der Schule was in Freising machen und auf'd Nacht heimfahren. mh0211 Jetzt ist der Landkreis beteiligt, er übernimmt einen Teil vom Fahrpreis. Wenn Du Kommunalpolitiker wärest, und einen Euro spalten könntest, soundsoviel Cent für Straßenunterhalt, Straßenneubau und so etwas wie den Bus, der am Wochenende geht und vielleicht auch nachts. Wie würdest Du den aufteilen? xe0239 Ich tät nicht so viel mehr machen, es langt einer oder zwei. Einer am Samstag um 11 und sonntags einer. Den Rest kann man in Straßen investieren. Das ist OK.
Den gleichen Bus nahm auch eine alte Frau, ihr Ziel in Freising war wohl der Wochenmarkt. Mir vermittelte sie die Zeiten, nach denen man sich am Samstag entlang der Linie 619 zu richten hat.
xf0000 Geht der nur von halb 9. Viertel nach eins geht er wieder hinaus, der da vorn, der Busfahrer. mh0008 Wenn Sie jetzt nachmittags was erledigen wollen? Oder Sonntags? xf0015 Nix mehr. Ja, dann bleib'ma dahoam. Kann man nicht anders machen. Meinen Sie, dass ich mit dem Taxi umanand fahr? mh0023 Man könnte aber auch die Busse mehr bezuschussen. xf0028 Das ist blöd. Leute beschweren sich schon alle. Einmal im Monat ist der lange Samstag. Da könnte er auch mal abends heimfahren und nicht um viertel nach eins. mh0044 Sie meinen, die Nachfrage entwickelt sich auch? xf0050 Freilich täten die kommen. Die täten auch Sonntag fahren. Fahrt doch kein Bus. Da können sie den Busfahrer fragen.
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Die Landkreisbewohner würden den Linienbus also nehmen, wenn er am Wochenende angeboten wäre. Verkehrsunternehmen und der MVV beobachten das. Zwischen Garching und Allershausen fährt der 695er Bus noch nicht lange auch samstags und mittlerweile nimmt man ihn an. Trotzdem dämpft Regionalbus-Planer Robert Scheubeck die Hoffnungen. Sicher, weil sein Arbeitgeber, der MVV nur als Verkehrs-Organisator und -Vermittler ist.
rs2101 Wenn sie den Sonntag ansprechen: Viele Fahrtzwecke haben sie am Sonntag nicht. Weniger Berufspendler, kein Schülerverkehr, keine Möglichkeit, einzukaufen. Sie haben nur den Bereich Freizeitverkehr. Der ist schwieriger zu bündeln. Manche früh in die Berge, abends ins Kino. Nachfrage ist deutlich geringer wie von Montag bis Freitag. mh2157 Ist dann ein System mit Anrufsammeltaxis eine Frucht des Engagements des Landkreises? rs2218 Das kann von uns der Ansatz sein. Das kann aber auch von außen eine Anregung sein. Das System im Landkreis Fürstenfeldbruck ist außerhalb des MVV entstanden. Das Vorhaben ist jetzt, dieses Ruftaxisystem in den MVV zu integrieren.
Unabhängig von Wochentag und Tageszeit erfolgt der Nahverkehr im Bus mit gewisser Behäbigkeit. Vielfach werden Stichstrecken und Schleifen befahren. Laut Robert Scheubeck ist weder der Landkreis noch der MVV dafür verantwortlich.
rs1022 Was Sie ansprechen liegt an den Vorgaben für die Schülerbeförderung. Die andere Frage: Wenn eine Haltestelle auf dem Linienweg liegt, ist es für Fahrgäste, die einsteigen wollen ärgerlich, wenn nicht jeder Bus dort hält. Der Fahrzeitgewinn ist relativ gering.
Mit dem Hinweis, dass es Wartende an Haltestellen ärgerlich fänden, wenn Busse ohne Halt vorbeiführen, nahm Robert Scheubeck meine Kritik auf, dass ein Regionalbus nach Mainburg, der mehr als 30 Kilometer vor sich hat, nicht vom Bahnhof aus auf Ausfallstraßen einschwenkt, sondern sich in Freising labyrinthisch wie ein Stadtbus bewegt. Dabei verliert er die Minuten, die vorher mit der schnellen Fahrt auf der Schiene, dem kurzen Weg zwischen Bahnsteig und Bushalt und aufgrund gut abgestimmter Fahrpläne eingespart worden sind.
Darauf, dass der Fahrgast Anschlüsse verlässlich erreicht, wurde bereits von Ulrich Vogl in Zusammenhang mit Systemhaltestellen Wert gelegt. Mit zeitgemäßer Datenübermittlung- und -verarbeitung wird dieses Ziel nach und nach umgesetzt; "ISE" nennt der MVV das System und im Kreis Fürstenfeldbruck wird sich zeigen, was es kann. Zuversicht klingt bei Hermann Seifert an.

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Sicheres Umsteigen

hs1653 Mit ISE wird es möglich sein, Verspätungsmeldungen für die Busse erfassen kann.
hs1841 Das ist momentan das größte Problem hier im Landkreis. Wir verfügen über drei S-Bahnlinien. Dadurch ergibt sich eine höhere Anzahl an Tangentialverkehren. Wenn die S-Bahn Verspätung hat, weiß der Busfahrer nicht, wie lange er warten muss. Er muss aber irgendwann losfahren, um auf der Strecke zum nächsten S-Bahnhof auf der anderen Linie die Fahrgäste rechtzeitig zur S-Bahn zu bringen. hs1910 Das führt oft zu Situationen, dass der Zug einfährt, der Fahrer vom Bus ist gerade losgefahren. Die Fahrgäste sehen den und sind sauer. Mit ISE wäre es möglich, dass der Fahrer sehen kann, wie verspätet die S-Bahn tatsächlich ist. Man kann als Hilfestellung für jede Linie eine Wartezeit einprogrammieren. Der Fahrer kriegt irgendwann Signal, jetzt müsste er losfahren. Insofern hat das ISE eine wesentliche Funktion zur Umsteigesicherheit.
hs2016 Gleichzeitig können wir feststellen, ob auf bestimmten Abschnitten immer wieder die gleichen Verspätungen entstehen. Dann wissen wir, dass wir am Fahrplan was machen müssen.
Ein ÖPNV, der wie am Schnürchen funktioniert und die Arbeit in einer zwar nicht all- aber viel wissenden Leitstelle könnten faszinieren. Man sollte sich allerdings nicht täuschen: Die Leistung im Regionalbusverkehr erbringen untereinander konkurrierende Verkehrunternehmen und deren Personal.
Wie ist die Situation dort? Haben Schulbusfahrer vormittags, wenn ihre Klientel die Schulbank drückt, unbezahlte Pause? Wie beurteilt ein Busunternehmer kommunalpolitische Konflikte um die Route und das Ringen um halbe Minuten mittels Ampel-Vorrang-Schaltung?. Alfred Hadersdorfer beschäftigt 150 Mitarbeiter und befährt mit 80 Bussen etliche Linien in der Stadt und dem Landkreis Freising. Ich wollte wissen, ob er sich einen die Straßen, die Nerven und die Umwelt merklich entlastenden ÖPNV vorstellen kann.
ah0403 Auf alle Fälle kann man mit einem besseren Busangebot weg vom Individualverkehr bringen. ah0442 Wenn ich mit dem Omnibus schneller bin wie mit dem PKW werden die Leute auch umsteigen. mh0455 Welche Ansätze sehen sie, einen Bus attraktiver, schneller zu machen. ah0528 Ich glaube, dass man mit den Omnibussen, die jetzt im Einsatz sind, schon alle technischen Raffinessen ausgereizt hat. Wir bekommen ja jetzt noch das rechnergesteuerte Betriebsleitsystem, wo individuell eingegriffen werden kann in den Verkehr. Es müssten halt noch mehr gesamtheitliche Konzepte auf den Tisch. Weil es nichts bringt, wenn der Omnibus sich mit dem Individualverkehr im Stau einreiht. mh0653 Ein wichtiger Punkt ist, dass man überhaupt mit dem Bus fahren kann. In den kleinen Dörfern ist eine Bushaltestelle, wenn man sich den Fahrplan anschaut, kommt in der Früh einer, mittags, abends. Dann ist man richtig angebunden. Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, in schwachen Zeiten einen Takt zu machen, auch wenn es so ausschaut, als wäre niemand da. ah0725 Die Regionalbuslinien sind natürich sehr stark auf den Schülerverkehr abgestimmt und sind in diesen Zeiten sehr voll. Ich sehe, dass die Politik sich mehr mit den Unternehmern vor Ort auseinandersetzen muss. Wir kennen Nebenverkehrszeiten, wissen, wann wir Busleistung zu einem relativ günstigen Preis anbieten können.

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Wirtschaftlicher Taktverkehr

mh1154 Eines habe ich herausgehört: Dass sie die betriebsschwachen Zeiten gut überbrücken könnten. ah1212 Vollkommen richtig. Wir machen das seit 1998 in unserem Stadtverkehr Moosburg. Moosburg ist ein rein eigenwirtschaftlich betriebener Verkehr. Wir müssen die Fahrgelder selber erwirtschaften und den haben wir genauso aufgebaut, dass wir in der Schwachverkehrszeit, wo das Fahrzeug nicht im Schülerverkehr eingesetzt ist, noch in der Stadt Moosburg anbieten können und so eben auch in Nebenverkehrszeiten von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr im Stadtverkehr anbieten. Das sind ja auch genau die Zeiten, wo die Nutzer, hauptsächlich ältere Personen, den ja auch benötigen.
mh1521 Sie bedienen Schüler und Linienverkehr. Ist Schulbus nicht ein bisserl antiquiert? ah1609 Wir waren nicht bloß der erste Unternehmer im Landkreis Freising, der der Schülerverkehr angeboten hat, sondern waren auch Vorreiter im Linienverkehr. Es ist schon so, dass die Schüler der weiterführenden Schulen hauptsächlich in Linienbussen befördert werden. Jetzt schon. ah1633 Und der klassische Schulbus sich auf Grundschüler beschränkt. Alles hat sein Für und Wider. Prinzipiell ist es egal, wie das Kind heißt. Wenn sie 80 Kinder im Bus haben, ist es für jeden anderen Nutzer uninteressant. ah1705 Wenn, dann müsste man hergehen und sagen, "Wie könnte man das verbinden und entzerren?" und setzt zusätzliche Fahrzeuge ein. Macht das für die Schüler ein bisschen interessanter und gibt anderen die Möglichkeit, den überhaupt zu benutzen. Mit einem überfüllten Bus werden Sie keine zusätzliche Fahrgäste aquirieren. ah1747 Da muss man auch in die Zukunft denken. Denn der Schüler, der täglich in einem überfüllten Bus - rechtlich sind die nicht überfüllt. Aber der Schüler hat ein schlechtes Empfinden und sobald der 18 ist, ist dem sein größter Wunsch, ins Auto einzusteigen. ah1811 Wenn man die Möglichkeit hätte, das zu entflechten, wäre das ein Schritt in die Zukunft, auch um die Fahrgäste von morgen an einen attraktiven ÖPNV zu gewöhnen und die nicht vom Bus abschreckt.

Sendungsabschluss

So weit Alfred Hadersdorfer, Busunternehmer aus Moosburg an der Isar und so weit eine Stunde rund um den Nahverkehr im ländlichen Raum, bei dem, wie gehört, das Stoßstange an Stoßstange-Fahren auch nicht mehr ausgeschlossen ist. Zu dichtem Straßenverkehr rät jetzt noch Grace Jones, obwohl sie wissen sollte, dass man sich im Bus deutlich näher kommt. Als Autor der Sendung verabschiedet sich Markus Hiereth.
Grace Jones (1985) Pull on to the bumper